Ohne Worte:
Japans Regierung und der Kraftwerksbetreiber Tepco wollen rund eine Milliarde Liter kontaminiertes Wasser aus dem Katastrophenreaktor von Fukushima in den nächsten Jahren ins Meer leiten. Umweltsünde oder die beste Lösung?
„Ozeane als Verdünnungsmaschinen zu nutzen, ist verantwortungslos“, kritisiert Diemo Niemann, Vorstandschef der Umwelt- und Naturschutzorganisation Save.Nemo e.V.
Laut Tepco würde das Wasser gereinigt, um die meisten radioaktiven Isotope zu beseitigen. Zurück bleibt das in geringen Mengen unschädliche Tritium. Zweifel bleiben. So laufen Umweltschützer, Fischer und Landwirte bereits Sturm gegen die Pläne. Die Organisation Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges bezeichnete die Verklappung von kontaminiertem Wasser im Ozean als „Horrorszenario“.
Denn: Radioaktivität reichert sich im Plankton an, das von Fischen und Krebse verzehrt wird, so Niemann. Diese dienen Raubfischen wie Thunfisch als Beute. Der Thunfisch landet in den Supermärkten und Restaurants. Zwar wird jeder Fang aus dem Pazifik im Herkunftsland geprüft: Werden mehr als 100 Becquerel je kg Fisch gemessen, wird er aus dem Verkehr gezogen. Doch muss man das Risiko wirklich eingehen? Chinas Außenministerium nannte das Vorhaben „extrem unverantwortlich“. Südkorea erklärte, das Ablassen sei eine „Gefahr für die Unterwasserwelt“.

Radioaktivität wird in Becquerel gemessen. 60.000 Becquerel Tritium pro Liter – das ist der Grenzwert, den Japan gesetzt hat. Höher soll die Belastung des eingeleiteten Wassers laut Tepco nicht sein. „Das ist sechsmal so hoch wie der von der WHO festgelegte Grenzwert für Tritium von 10.000 Becquerel pro Liter“, sagt Diemo Niemann und ergänzt: „Kurzfristig mag dies keine Gefährdung für die Gesundheit bedeuten. Doch was in 10, 15, 20 Jahren?“

