Klimakrise verändert Korallenpopulation –
Save.Nemo: Um jeden Quadratzentimeter kämpfen

 

Im Klimawandel überleben:

Und wieder einmal bedroht ein Klimawandel das Überleben der Korallen: In den rund 750 Millionen Jahren ihrer Existenz waren die Polypen schon häufiger erheblichen klimatischen und chemischen Veränderungen ausgesetzt. Die Meeresbiologin Andrea Quattrini vom National Museum of Natural History in Washington und ihr Team analysieren derzeit, wie sich Umweltveränderungen in der Vergangenheit auf Korallen und auf Seeanemonen ausgewirkt haben, die zu den Blumentieren gehören.

Die Erkenntnisse, die im Fachjournal Nature Ecology and Evolution präsentiert wurden, lassen Rückschlüsse darauf zu, was mit den Blumentieren passiert, wenn sich das Klima weiter wandelt. Die gute Nachricht: Die Nesseltiere an sich werden nicht aussterben. Die schlechte Nachricht: Einzelne Arten schon. „Die früheren Klimaveränderungen waren natürlichen Ursprungs – und die Natur bekam Zeit, sich zu erholen“, sagt Save.Nemo-Vorstand Diemo Niemann und ergänzt: „Doch was heute geschieht, ist die Ursache menschlichen Fehlverhaltens – und diesmal bekommt die Natur keine Zeit, sich wieder zu erholen. Wir als Menschheit müssen umdenken – sofort! Deshalb kämpfen wir für jeden Quadratzentimeter Riffe.“

Die Meeresbiologen untersuchten Hunderte Sorten von Blumentieren weltweit. Sie analysierten das Erbgut. Ein Abgleich mit Fossilienfunden gab dann Aufschluss darüber, wie sich die Blumentiere im Lauf der Jahrmillionen entwickelten. Von den Steinkorallen gibt es 1300 verschiedenartige Gattungen. Das Skelett der Steinkorallen besteht hauptsächlich aus Aragonit – Kalziumkarbonat, das die Nesseltiere aus Mineralstoffen bilden, die sie aus dem Wasser ziehen. Das weichere Skelett der Schwarzen Korallen und der Gorgonien besteht aus Proteinen und Kalzit. Und Seeanemonen fehlt ein Skelett gänzlich.

In erster Linie ist der Klimawandel eine Gefahr für Steinkorallen. Diese Korallen werden ebenso von der steigenden Wassertemperatur wie auch von den immer saurer werdenden Ozeanen bedroht – Aragonit löst sich auf, wenn Ozeane versauern. Die Folge: Die Skelette der Steinkorallen lösen sich auf oder wachsen im besten Fall nur nicht mehr weiter.

Kein neues Phänomen: Auch in der globalen Vergangenheit gab es solche Phasen. In jenen Zeiten gab es sogar mehr Arten von Blumentieren – allerdings vor allem Seeanemonen und Korallen, deren Skelett aus Proteinen und Kalzit bestand und stabiler als Aragonit in saurem Wasser ist. Also keine Korallen, die Riffe bilden.

Angesichts der heutigen Klimakrise ist es zu erwarten, dass die Blumentiere sich jetzt wieder ähnlich entwickeln werden. So ist bereits erkennbar, dass sich die „weichen“ Blumentiere auf den Skeletten toter Steinkorallen ansiedeln. In der Karibik etwa wachsen an Orten, an denen es früher Steinkorallen gab, nun dichte Gorgonien-Wälder. Die Folge: Die Blumentiere werden sich voraussichtlich an die veränderten Umweltbedingungen anpassen und überleben, während zahlreiche Steinkorallen wohl aussterben werden.