An grundlegenden Problemen ändert sich nichts: Klimawandel, Umweltverschmutzung und zerstörerische Fischerei bedrohen die Ökosysteme weiterhin

 

 

 

 

Unterwasserwelt erholt sich langsam

Die Corona-Pandemie bot den Riffen weltweit eine Verschnaufpause, mehr auch nicht. Taucher in Riffregionen berichten von zurückkehrenden Fischschwärmen, seitdem nicht mehr Millionen Taucher und Schnorchler durch das Wasser strampeln. Der Tourismusliegt jedoch darnieder, der Fischfang geht zurück. Gut für Meere, für Riffe, für die Artenvielfalt, schlecht für die Wirtschaft, den Lebensunterhalt von Fischern, Händlern, Hoteliers und Gastronomen.

Beispiel Bali: 60 Prozent des Bruttosozialprodukts auf Bali wurden vor Corona durch den Tourismus erzielt. Mehr als 80 Prozent der drei Millionen Insulaner sind beziehungsweise eher waren direkt oder indirekt im Tourismus tätig. Zwei Jahre nach Beginn der Pandemie sind für die meisten Kleinunternehmer – von Souvenir-Händlern über Chauffeure bis hin zu Tauchlehrern, Fremdenführern und Tempeltänzerinnen – die Reserven aufgebraucht. Viele, wenn nicht alle stehen vor dem finanziellen Aus. Nur ein Beispiel von vielen.

Zu allem Überfluss ändert sich trotz der Lockdowns, der begrenzten Touristenströme, nichts an der Situation der Riffe. Laut einer Studie der Universität Bremen ist der Zustand der weltweiten Korallenriffe nach wie vor verheerend. Nach den Worten des Biologen Christian Wild von der Uni Bremen und Organisator des „14. International Coral Reef Symposium (ICRS) 2021 virtual“ sind 30 Prozent aller Korallenriffe seien bereits verloren, 40 Prozent massiv bedroht. Klimawandel, Umweltverschmutzung und eine zerstörerische Fischerei bedrohen unverändert die Existenz der Korallenriffe.

Vorrangiges Problem bleibt der Klimawandel. Steinkorallen benötigen Algen, die ihr Kalkskelett besiedeln. Algen nehmen Kohlenstoffdioxid auf und produzieren über Photosynthese Sauerstoff. Sie geben den Korallen Farbe. Steigt die Wassertemperatur, verändert das die Algen: Sie produzieren vermehrt Giftstoffe und werden von den Korallen abgestoßen, die damit ihre Färbung verlieren. Das Ergebnis: weiße Kalkskelette, die Korallenbleiche. Auswirkungen auf die Artenvielfalt: Seit den 50er-Jahren hat sich die Artenvielfalt in den Korallenriffen fast halbiert. Mit gravierenden Folgen für die sechs Millionen Fischer:innen, die weltweit an den Riffen auf Fang gehen. Zogen sie 2002 noch 2,3 Millionen Tonnen Fisch aus den Ozeanen, wurde das Fischen in den letzten beiden Jahrzehnten schwieriger, der Fang weniger vielfältig und das Fischen aufwendiger. Um die Überfischung zu beenden, müssen die Fischer:innen aufgeklärt werden. Daneben muss der Kampf gegen Überdüngung und Bodenerosion, die zur Trübung des Wassers in Küstennähe führen, fortgesetzt werden. Dafür müssen Anreize für Bauern und Großgrundbesitzer geschaffen werden, um deren Bewirtschaftung zu ändern, schließlich sind sie keine Profiteure entlasteter Riffe. Klare Regeln und Subventionen für Landwirtschaft könnten da helfen.

Letztlich werden Einzelmaßnahmen scheitern, die Herausforderungen müssen parallel und ganzheitlich angepackt werden. Der Klimawandel muss gestoppt, die Natur mehr denn je geschützt und die Wirtschaft nachhaltiger werden. Der entscheidende Faktor heißt Mensch. Er muss Ökologie und Ökonomie in Einklang bringen, die Natur bewahren und den berechtigten Bedürfnissen der Menschen eine Perspektive bieten.